Der Bogenschütze, der die Freude am Bogen und am Pfeil nicht mit anderen teilt, wird niemals seine eigenen Vorzüge und Mängel kennenlernen. Daher suche dir, bevor du beginnst, Verbündete – Menschen, die sich für das interessieren, was du tust.
Paolo Coelho
Ich sage nicht: Suche andere Bogenschützen.
Ich sage: Suche Menschen mit anderen Fähigkeiten als den deinen, denn der Weg des Bogens ist nur ein Weg wie jeder andere, der mit Begeisterung gegangen werden sollte.
Sehnenbacking, Rinde, Schlangenhaut, Bambus…
die Liste der Backing Materialien ist lang, deren Anwendung und die Gründe dafür recht unterschiedlich. Wie Paolo Coelho es oben beschreibt, sind es die unterschiedlichen Fähigkeiten und Eigenschaften der verschiedenen Materialien, die uns dabei zum Ziel führen!
Ein Backing aus Bambus verbindet die östliche Kunst des Japanischen Kompositbogenbaus mit unseren traditionellen westlichen Bogenhölzern. Auf dem linken Bild siehst du einen Osagebogen mit Bambusbacking. Bambus hat eine enorme Zugfestigkeit und so schützt das Backing den Bogen davor zu brechen. Da das Bambus beim spannen aber auch einen großen Teil des Zuggewichtes aufnimmt wirkt es auch der Bildung von Stauchrissen am Bogenbauch entgegen.
Am mittleren Bild wurde eine Eibe mit Hirsch Rohhaut belegt, die Eibe war von mittlerer Qualität, die Jahresringe waren zu breit, deshalb habe ich mittels Rohhaut einen neuen haltbareren „künstlichen“ Jahresring aufgezogen und den Bogen damit vor Beschädigung geschützt. Das zusätzliche Gewicht auf den Wurfarmen hat eine negative Auswirkung auf den Wirkungsgrad des Bogens, dh es wird weniger kinetische Energie auf den Pfeil übertragen als bei einem reinen Holzbogen. Dennoch ist dieser Langbogen aufgrund seines weichen Auszuges seit Jahren mein Liebling und ich schieße meine anderen Bögen nur selten. Die Bemalung hat übrigens eine befreundete Künstlerin (Gertrud Birgfellner…) aufgetragen, das hätte ich selber nicht so fein hingekriegt.
Am rechten Bild ist ein Ulmenbogen abgebildet, weiter oben im Header siehst du ihn in voller Länge. Die Ulme hatte viele Längsrisse und obwohl ich den Holzfasern gefolgt bin, sind die mit den schlanker werdenden Wurfarmen auch bis zu den Aussenkanten des Bogens gewandert. Um diese Risse in den Griff zu bekommen habe ich dann ein Sehnenbacking (nur eine Schicht) auf den Bogenrücken geklebt. Der Hautleim den man dazu verwendet ist nicht wasserfest, dh bei Regen im Parcours könnte sich das Backing wieder aufweichen und im Extremfall sogar abgewaschen werden. Um dem entgegen zu wirken, musste ich das Backing also vor Feuchtigkeit schützen. Da der Bogen in dieser edlen Schlangenform gewachsen war, hat es sich angeboten das mit der Rohhaut einer Diamantklapperschlange zu machen.
Snakebows…
…wie dieser Osagebogen, den eine Kursteilnehmerin in meiner Werkstatt gebaut hat, folgen einfach dem Faserverlauf des Holzes. Bei der Auswahl von Bogenholz heißt es immer wieder: „Such dir ein gerade gewachsenes und astfreies Stück Holz…“
Dass es auch anders geht zeigen dir die Bögen in dieser Galerie. Bei der Formgebung des Bogens, gibt mir das Holz die Richtung vor und ich bin gezwungen, dem Faserverlauf zu folgen. Ich achte dabei dass die Sehne bei Standhöhe von Nocke zu Nocke und genau über den Griff verläuft, das garantiert einen Bogen, der ruhig in der Hand liegt und nicht nach links oder rechts wegkippen will. Was die Wurfarme im restlichen Teil des Bogens machen ist dabei egal. Gelingt es dir nicht, dass die Sehne genau über die Griffmitte läuft kann das mittels „Wolf´ schen Keil“ korrigiert werden. Wie das genau funktioniert, das erfährst du in meinem Kurs.